Woher kommt das Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“
Das Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“ begleitet uns im Alltag bei Erfolgen, Versuchen oder Lebensphasen. Doch woher stammt dieser Ausdruck eigentlich? Seine Wurzeln reichen weit in die Vergangenheit zurück – sowohl sprachlich als auch kulturell. Der Spruch hat germanische, religiöse und literarische Ursprünge und wurde über Jahrhunderte hinweg in Redensarten und Literatur tradiert. In diesem Artikel beleuchten wir die Herkunft, Bedeutung und Entwicklung dieses bekannten Sprichworts – von alten Rechtsbräuchen bis hin zur heutigen Verwendung.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Der Spruch hat germanische Wurzeln und war Teil alter Rechtsgepflogenheiten.
- Die Zahl Drei galt in Religion und Mythologie als heilig und vollkommen.
- In der Literatur wurde das Sprichwort von Goethe und anderen Autoren aufgegriffen.
- Im Mittelalter durfte ein Angeklagter dreimal vorgeladen werden – danach wurde er verurteilt.
- Bis heute nutzen wir die Redewendung, um Positives und Vollständigkeit zu betonen.
Woher kommt das Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“?
Das Sprichwort stammt ursprünglich aus dem mittelalterlichen Rechtswesen, in dem ein Angeklagter dreimal geladen werden musste, bevor er verurteilt wurde. Die Zahl Drei galt zudem in germanischer und christlicher Tradition als heilig, vollkommen und symbolisch für Vollständigkeit.
Ursprung im germanischen Rechtswesen
Die Redewendung „Aller guten Dinge sind drei“ lässt sich bis ins germanische Recht zurückverfolgen. In dieser Zeit war es üblich, einem Angeklagten dreimal eine Vorladung zuzustellen. Erst nach dem dritten Mal durfte ein Urteil gesprochen werden – unabhängig vom Erscheinen der Person. Diese Regel galt als fair und schuf einen rechtsstaatlichen Rahmen. Sie verlieh der Zahl Drei eine praktische und zugleich symbolische Bedeutung. In mittelalterlichen Gerichtssitzungen wurde die Dreifachladung in feierlicher Form vorgenommen. Es handelte sich dabei um eine gesetzlich verankerte Vorgehensweise. Die Praxis galt als ausreichend, um dem Angeklagten Gehör zu verschaffen. Wer also dreimal aufgerufen wurde, hatte symbolisch alle „guten“ Chancen genutzt. Daher bezeichnete man drei Versuche oder Vorgänge als vollständig und gerecht. Diese Ursprünge sind entscheidend für das spätere Sprichwort. Das Rechtssystem prägte Sprache und Volksweisheiten stark.
Die symbolische Kraft der Zahl Drei
Die Zahl Drei hat in vielen Kulturen eine besondere Bedeutung. Schon in der germanischen Mythologie tauchen Dreiheiten regelmäßig auf. Die drei Nornen, Schicksalsgöttinnen, bestimmten das Leben der Menschen. Auch in der nordischen Sagenwelt spielen Dreiergruppen eine zentrale Rolle. Die Drei galt als Symbol für Harmonie, Ganzheit und Vollkommenheit. Diese kulturellen Prägungen beeinflussten auch Sprache und Sprichwörter. In der Antike und später im Mittelalter wurde die Drei mit göttlicher Ordnung in Verbindung gebracht. Sie vermittelte Struktur, Sinn und Abschluss. Selbst in Märchen und Erzählungen ist die Drei allgegenwärtig: Drei Wünsche, drei Prüfungen, drei Brüder. Die Wiederholung schafft Rhythmus, Betonung und Erwartung. Der Mensch denkt gerne in Dreierfolgen – sie wirken einprägsam und überzeugend. Das Sprichwort reflektiert diesen psychologischen Effekt.
Einfluss des Christentums auf die Redewendung
Auch das Christentum prägte die Symbolik der Drei. Die Heilige Dreifaltigkeit – Vater, Sohn und Heiliger Geist – gilt als zentrales Glaubensdogma. Drei Könige bringen dem Jesuskind Geschenke. Jesus steht am dritten Tag von den Toten auf. Diese Beispiele verdeutlichen die tiefe spirituelle Bedeutung. Im Mittelalter war der Glaube ein allumfassender Lebensrahmen. Die Zahl Drei stand dabei für göttliche Ordnung und Vollendung. Viele kirchliche Rituale folgen einem Dreierschema: dreimalige Segnungen, dreifaches Bekreuzigen, dreifacher Gesang. Die Verbindung zwischen Rechtswesen, Volksglauben und Religion stärkte die Kraft des Sprichworts. Die Menschen verknüpften die Drei mit Schutz, Gnade und Fügung. So wurde das Sprichwort nicht nur rechtlich, sondern auch geistlich interpretiert. Die Aussage, dass drei Dinge „gut“ seien, war Ausdruck dieser religiösen Weltanschauung.
Verbreitung durch Literatur und Volksweisheiten
Die Redewendung wurde im Laufe der Jahrhunderte in Literatur und Volksmund weitergetragen. Johann Wolfgang von Goethe griff sie auf und popularisierte sie in seinem Werk Götz von Berlichingen. Auch andere Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts verwendeten die Wendung in Dramen, Gedichten und Erzählungen. Volksmärchen und Fabeln machten sie zum festen Bestandteil des kollektiven Sprachgedächtnisses. Der mündliche Sprachgebrauch trug maßgeblich zur Verbreitung bei. Besonders im ländlichen Raum galt die Zahl Drei als sinnbildlich für Glück und Vollständigkeit. Die einfache Struktur und positive Konnotation sorgten für hohe Akzeptanz. Sogar im Theater und auf Jahrmärkten war die Formel beliebt. Wiederholungen im Dreiklang erzeugten Spannung, Rhythmus und Wirkung. Auch Sprüche wie „dreimal ist Bremer Recht“ verdeutlichen die Tradierung im Alltag.
Sprachliche Entwicklung der Redewendung
Ursprünglich lautete die Redensart: „Aller guten Dinge sind drei.“ Sprachhistorisch betrachtet ist das Wort „Dinge“ hier nicht im heutigen Sinne gemeint. Im Mittelhochdeutschen stand „Ding“ für eine Gerichtsverhandlung oder eine Sache mit Bedeutung. Das „gute Ding“ war also ein positiver, gerechter Vorgang. Die Redensart bezog sich somit ursprünglich auf rechtlich fundierte Abläufe. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Bedeutung. Aus dem juristischen Kontext entwickelte sich eine allgemeine Aussage. „Gute Dinge“ wurden zu Erfolgen, glücklichen Ereignissen oder positiven Resultaten. Auch die Formulierung passte sich an: „Dinge“ gewann im Neuhochdeutschen an Bedeutung als „Sachen“ oder „Elemente“. Dennoch blieb die Struktur der Redewendung erhalten. Die ursprüngliche Bedeutung klingt zwar noch an, wird heute aber meist übertragen verstanden.
Tabelle: Sprachliche Entwicklung des Begriffs „Ding“
Zeitform | Bedeutung von „Ding“ | Kontext |
---|---|---|
Althochdeutsch | Versammlung, Gericht, Rechtssache | Germanisches Recht |
Mittelhochdeutsch | Verhandlung, öffentliche Angelegenheit | Mittelalterliches Rechtswesen |
Neuhochdeutsch | Sache, Objekt, Angelegenheit | Alltagssprache, Redewendungen |
Heute wird das Sprichwort meist verwendet, um auszudrücken, dass beim dritten Versuch etwas gelingt. Es motiviert dazu, nicht aufzugeben, sondern bis zum dritten Anlauf durchzuhalten. Besonders im Alltag, bei Spielen oder Lernprozessen kommt es häufig zum Einsatz. Auch im beruflichen Kontext oder in der Kindererziehung findet es Verwendung. Die Aussage hat sich weitgehend von ihren historischen Ursprüngen gelöst. Dennoch schwingt im Unterbewusstsein die Symbolik mit: Drei steht für Glück, Harmonie und Abschluss. Das Sprichwort funktioniert deshalb so gut, weil es Hoffnung und Durchhaltevermögen vermittelt. Es regt dazu an, im dritten Schritt mit dem Besten zu rechnen. Auch in der Werbung und Medienkommunikation wird es gerne verwendet. Die Redensart ist leicht verständlich, positiv konnotiert und kulturell tief verwurzelt. Ihre Wirkung verdankt sie ihrer historischen Tiefe und sprachlichen Einfachheit.