Woher kommt das Sprichwort Hochmut kommt vor dem Fall

Das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ ist tief im deutschen Sprachgebrauch verwurzelt. Es warnt vor übersteigertem Stolz, der oft negative Folgen hat. Doch woher stammt diese Redewendung eigentlich? Die Antwort liegt in religiösen und sprachgeschichtlichen Ursprüngen, die bis ins Alte Testament zurückreichen. Dieser Beitrag beleuchtet Herkunft, Bedeutung und Entwicklung des Sprichworts und erklärt, warum es heute noch so aktuell ist wie eh und je.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Redewendung stammt ursprünglich aus der Bibel (Buch der Sprüche).
  • In der Lutherbibel wurde sie als „Stolz kommt vor dem Fall“ übersetzt.
  • Der Begriff „Hochmut“ ersetzte später das Wort „Stolz“.
  • Die Aussage warnt davor, sich selbst zu überschätzen oder über andere zu erheben.
  • In Literatur und Alltag dient das Sprichwort als moralische Mahnung.

Woher kommt das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“?

Die Redewendung stammt aus der Bibel, genauer aus dem Buch der Sprüche (Spr 16,18). Martin Luther übersetzte den Vers ursprünglich mit „Stolz kommt vor dem Fall“. Später setzte sich im Volksmund die Version mit „Hochmut“ durch. Das Sprichwort mahnt vor übersteigertem Selbstbewusstsein, das oft zum Scheitern führt.

Biblische Wurzeln des Sprichworts

Die ursprüngliche Quelle des Sprichworts findet sich im Alten Testament, genauer im Buch der Sprüche, Kapitel 16, Vers 18. Dort heißt es: „Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall.“ Martin Luther übertrug diesen Vers im 16. Jahrhundert ins Deutsche und prägte damit die heutige Sprachform. In der hebräischen Ursprungsfassung ist von Stolz (hebräisch: ga’ón) die Rede, der dem Untergang vorausgeht.

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Die Bibel war für viele Jahrhunderte moralischer Kompass und Sprachquelle zugleich. Daher fanden zahlreiche Sprichwörter und Redewendungen ihren Ursprung in biblischen Texten. Im Laufe der Zeit wurde das biblische „Stolz“ durch „Hochmut“ ersetzt – ein Begriff, der die negative Konnotation stärker betont. Während Stolz auch positiv bewertet werden kann, ist Hochmut eindeutig negativ besetzt. Die religiöse Botschaft bleibt jedoch gleich: Selbstüberschätzung führt zur Katastrophe.

Sprachliche Entwicklung im deutschen Raum

Die Redewendung erlebte im deutschen Sprachraum eine bemerkenswerte Wandlung. Ursprünglich hieß es „Stolz kommt vor dem Fall“, wie Luther es übersetzte. Mit der Zeit änderte sich das Wort „Stolz“ zu „Hochmut“. Dieser Wechsel ist bedeutend, da sich auch die moralische Wertung des Sprichworts dadurch verschärfte.

Im Mittelalter galt Hochmut als eine der sieben Todsünden. Damit wurde er als besonders verwerflich angesehen. Die Sprache passte sich dieser theologischen Einordnung an. Im Laufe der Jahrhunderte wurde „Hochmut“ zum feststehenden Begriff für übersteigertes Selbstbewusstsein, das von der Gemeinschaft negativ bewertet wird. Die Redewendung wurde somit zur moralischen Warnung in einer stark religiös geprägten Gesellschaft.

Bedeutung und Verwendung im Alltag

Im modernen Sprachgebrauch bleibt die Botschaft klar: Wer zu hoch hinaus will, riskiert tief zu fallen. „Hochmut kommt vor dem Fall“ wird häufig verwendet, um jemanden zu warnen, der sich über andere erhebt oder maßlos selbstbewusst auftritt. In der Schule, im Berufsleben oder in den Medien taucht das Sprichwort oft als Kommentar auf überzogene Arroganz auf.

Psychologisch betrachtet, steht Hochmut für ein übersteigertes Selbstwertgefühl. Dieses Verhalten kann zu Fehlentscheidungen und zum Scheitern führen. Deshalb dient das Sprichwort auch heute noch als präventiver Hinweis: Bodenständigkeit schützt vor dem sozialen oder persönlichen Absturz. Es ist mehr als eine Floskel – es ist ein ethischer Hinweis mit praktischer Relevanz.

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Das Sprichwort in Literatur und Kultur

Das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ hat viele literarische Werke beeinflusst. Besonders in Dramen und Tragödien spielt der Hochmut des Protagonisten oft eine zentrale Rolle. Ein klassisches Beispiel ist der Mythos um Ikarus, der zu hoch flog und abstürzte. Auch in Shakespeares Stücken, etwa bei Macbeth oder König Lear, führt übertriebener Stolz zum Untergang.

In der deutschen Literatur wurde das Sprichwort häufig als Stilmittel eingesetzt. Autoren wie Goethe oder Schiller nutzten es, um moralische Entwicklungen ihrer Figuren zu illustrieren. Auch in Redewendungs-Sammlungen und Sprichwörterbüchern seit dem 18. Jahrhundert wird es regelmäßig erklärt. So wurde es zu einem festen Bestandteil kulturellen Wissens.

Vergleichbare Sprichwörter und Redewendungen

Viele Kulturen kennen ähnliche Sprichwörter. In der englischen Sprache lautet das Pendant „Pride comes before a fall“. Auch in anderen Sprachen wie Französisch („L’orgueil précède la chute“) oder Latein („Superbia antecedit ruinam“) wird dieselbe Idee vermittelt.

In Deutschland gibt es verwandte Redewendungen wie:

Sprichwort Bedeutung
Wer hoch fliegt, fällt tief. Übermut endet meist mit einem harten Rückschlag.
Hochmut tut selten gut. Arroganz schadet dem Ansehen und Erfolg.
Eigenlob stinkt. Wer sich selbst lobt, wirkt unsympathisch.

Diese Parallelen zeigen, wie universell die Warnung vor Hochmut ist. Der moralische Appell scheint kulturübergreifend verstanden zu werden. Der Mensch neigt offenbar zu Selbstüberschätzung – und wird durch Sprichwörter immer wieder daran erinnert, Maß zu halten.

Warum das Sprichwort heute noch aktuell ist

Trotz seines biblischen Ursprungs ist das Sprichwort aktueller denn je. In einer Gesellschaft, in der Selbstinszenierung – etwa über soziale Medien – an der Tagesordnung ist, wirkt die Warnung vor Hochmut wie ein Mahnruf. Influencer, Politiker oder CEOs, die sich zu sehr selbst feiern, geraten oft schnell in die Kritik oder scheitern spektakulär.

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Auch im Alltag beobachten wir, wie Arroganz soziale Beziehungen belastet. Wer sich ständig selbst in den Mittelpunkt stellt, verliert an Glaubwürdigkeit. Authentizität und Bescheidenheit werden dagegen zunehmend geschätzt. Das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ erinnert uns daran, dass wahre Größe nicht laut sein muss – und dass Überheblichkeit fast immer Folgen hat.

Fazit

Das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ ist weit mehr als eine alte Redewendung. Es vereint religiöse Weisheit, sprachliche Entwicklung und zeitlose Lebensklugheit. Seine Botschaft bleibt klar: Wer sich über andere erhebt, läuft Gefahr, tief zu stürzen. Gerade in einer Welt, die von Selbstdarstellung geprägt ist, behält dieser Satz seine eindringliche Gültigkeit.

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